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Guzzilla V13

Nach der freitragenden Airbox-Sitzbank-Kombination ist seit der Saison 2002 die Carbon-Frontverkleidung verwirklicht worden. Durch bessere Aerodynamik und das Ram-Air System konnte die Fahrstabilität und die Streckenperformance weiter verbessert werden. Und unten drin ist natürlich unser Lieblingsmotor “das überlegene Konzept”. Unsere neue Innovation ist ab 2004 die Straßenversion parallel zu dem klassischen Guzzilla Outfit. Für den aktuellen Strassen-Guzzilla (2005) wurde nochmals das Design geändert und der Schalldämpfer optimiert.

DYNOTEC Guzzilla V13
max. 133 PS (98 kW) bei 7900/min
max. 125 Nm bei 6300/min

 

 

Dynotec Guzzilla V13 “Racing”

Dynotec Guzzilla V13 Racing
147 PS (108 kW) bei 8400/min
145 Nm bei 6600/min

  

 
TECHNISCHE DATEN
Modell: Dynotec GUZZILLA V13
Preis:  ab 35000,- EUR 
(abgebildetes Fahrzeug 40.000,-EUR)
Leistung: 143 PS (105 kW) bei 8200/min.
max. Drehmoment 134 Nm bei 6700/min
Motor: Viertakt-V2 90°, luftgekühlt, vier Ventile pro Zylinder, Dynotec-Nockenwellen, Cosworth- Kurbelwelle, Bohrung x Hub 100 x 82 mm (std 100 x 80) Hubraum 1288 cm³, MS-Einspritzung mit Lambdaregelung, zwei Metall-3-Wege-Kat. , mechanisch betätigte Zweischeiben- Sintermetall- Kupplung, überarbeitetes 5-Ganggetriebe,DynoTec-Auspuffanlage
Fahrwerk: Dynotec-Rahmen & Schwinge, Öhlins-Gabel, Öhlins-Zentralfederbein, freitragendes Carbon-Heck. Alu-Tank Radstand 1420 mm, Lenkkopfwinkel 66°
Maße und Gewichte: Gewicht vollgetankt 187kg
Räder und Bremsen: PVM-Schmiede-ALU-Felgen, 3,5×17 vorn, 5,75×17 hinten,  Bremsen: PVM 6-Kolben Monoblock, PVM-Bremsscheiben. 
Fahrleistungen: 
0-100 km/h in 2,9 s
0-200 km/h in 9,9 s
400 m in 10,6 s
Topspeed 265 km/h
Durchzug von 60 – 140 im letzten Gang in 8,2 s

 

Für mehr Info’s ruft uns einfach an. Tel: 06243-5882

 

 

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Dynotec Guzzilla Sport

Artikel aus Motorrad-Magazin MO, Heft 02/2001

Dynotec Guzzilla Sport

DEUTSCHLANDS STÄRKSTE GUZZI

Das Ziel war klar. Mit der letzten Entwicklungsstufe der Moto Guzzi-befeuerten Dynotec Guzzilla ging es nach Oschersleben, um die Britten V 1000, den vielleicht besten Twin der Welt, aufzumischen. Doch dann kam der Regen
von Thomas Kuttruf

Keine zwei Jahre ist es her, da fuhr ich mit einer von Dynotec getunten Moto Guzzi Daytona schneller im Kreis als mit einer R1 und war mir sicher, die maximal machbare Guzzi unterm Hintern zu haben. Und jetzt das.
Ich stehe in Oschersleben vor einer Daytona, die dank der unermüdlichen Entwicklungsarbeit von Dynotec, speziell vom nahe am völligen Wahn operierenden Mister Guzzi Jens Hofmann, nur noch im Ansatz mit ihrer Vorgängerin zu tun hat.

Angefangen beim monströsen Zweizylinder. Als wären 1225 Kubikzentimeter nicht genug, wurde der Hubraum nochmals kräftig aufgestockt. 82 Millimeter Hub mal 100 Millimeter Bohrung ergeben exakt 1288 Kubik. Schluck. Nach grob gewichtsreduzierenden Maßnahmen an den Motorinnereien und gekonnter Zylinderkopfbearbeitung stehen jetzt “getüvte” 134 PS und 130 Nm zu Buche. Besonders interessant ist aber die aufwändige Motorperipherie. Basierend auf der serienmäßigen Hardware obliegt die Steuerung der Einspritzanlage einem System von Moto Spezial. Die Rechnereinheit ist frei programmierbar und platzsparend in einer schlauen Infozentrale, die gleichzeitig als Diagnosegerät funktioniert, verstaut. Das schmucke Gerät informiert neben Drehzahl und Temperatur auch über die jeweiligen Drosselklappenpositionen. Alle Betriebszustände lassen sich von einem routinierten Bediener mittels Notebook zudem in Sekundenschnelle auslesen und genauso flott beliebig korrigieren. Das Brennen von immer neuen Einspritz-Chips fällt flach.
Ein weiteres, absolut zukunftsweisendes Schmankerl ist die nach Hofmanns Ideen von SR-Racing gefertigte Auspuffanlage. Neben der idealen Lage direkt unter dem Twin protzt die Edelstahlanlage mit einem geregelten Kat. Für die Entwicklung des Guzzi-Tuners, der Einspritzgurus und des Auspuffbauers gibt’s Applaus – und den Segen des TÜVs.

Sie werden sich jetzt fragen, warum die Daytona auf einigen Fotos mit einer anderen Dämpferanlage und zwei hoch- gezogenen Töpfen zu sehen ist. Diese Volloffen-Variante kam in Qschersleben zum Einsatz, nachdem die Guzzi im Training zwar sehr kultiviert, aber schlicht zu lasch marschierte, um der harten Konkurrenz gefährlich werden zu können.

Sicher die schönste Neuheit an Guzzilla ist das Heckteil. Jens Hofmann zeichnete, bestimmte die Proportionen, Martin Sauer klöppelte eines seiner Alu-Kunstwerke und nach jener Vorlage, die gerechterweise in eine Galerie gehört, formte Spezialist Clemens Driesch das Endprodukt aus Kohlefaser. Das ultrasteife, selbsttragende Heck beinhaltet zudem die große Ansaug-Luftkammer. Alles andere als minderwertig, treten die übrigen Fahrwerkskomponenten, wie der Eigenbaurahmen, der weitreichende Geometrieänderungen gestattet, gegen dieses Kunstwerk in den Hintergrund.

Nun gut, den Preis für Optik und Innovation hat das MO-Mobil-Rennteam damit gewonnen. Doch was zählt, ist der Sieg auf der Strecke. Ich habe mir fest vorgenommen, den ungebrochenen Einsatz für das überlegene Konzept seitens Dynotec mit einem Sieg zu belohnen. Von Bakker-Barracuda über top aufgebaute Bimotas und Ducatis, schnelle BMW-Boxer bis zur einmaligen Britten ist beim bedeutendsten Zweizylinder-Rennen auf deutschem Boden während dem Festival Ducati alles am Start.

Da die Dynotec-Guzzi erst auf den allerletzten Drücker für die große Schlacht fertig wurde, gehen sämtliche Trainings für Abstimmungsarbeiten drauf. Erst im Warm-up rennt der fette Schlegel so, wie er soll. Die Britten fehlt dank eines kapitalen Motorplatzers im Training in der Startaufstellung. “Freunde, zieht euch warm an”, denke ich, als ich in der dritten Startreihe auf “Grün” warte. Es regnet. Nach 300 Metern ist die Show vorbei. Die Guzzi steht im Gras.

Später stellt sich heraus, dass Wasser einen der beiden Drosselklappensensoren außer Gefecht gesetzt hat. Bleibt die Frage, warum Gott nicht gewollt hat, dass eine blaue Moto Guzzi ein Sound of Thunder-Rennen gewinnt? Aber keine Sorge, Guzzilla kommt wieder.

Dynotec Guzzilla 2V Racing

Artikel aus Motorrad, Heft 22/2000
(von Jörg Schüller)

Dynotec Guzzilla 2V Racing

Der Geist in der Maschine – er pocht, irgenwo verborgen zwischen Mechanik, Verbrennungen und huschenden Elektronen. Wo lebt er, und wo finden wir ihn? Wie gewinnt ein Motorrad seinen Charakter, lässt er sich kultivieren, steigern? Oder vielleicht nie verändern? “Mister Guzzi” Jens Hofmann begab sich schon vor Jahren auf die Suche. Sein Thema: Moto Guzzi. Seine Quintessenz: die Dynotec-Guzzilla.
von Jörg Schüller

Die Startmaschine läuft, dreht den Hinterreifen, einkuppeln, in kurz unwilligem “Uffa-uffa-uffa” stemmen sich die Kolben gegen die Verdichtung. Dann erklingt der sonore Sound, den nur ein 90-Grad-V2 erzeugt. Weich, mit starkem Ego, einerseits elegant á la Ducati 916, andererseits metallisch wie ein Honda-VTR-SP-Superbike, zunächst gebremst bei moderater Drehzahl – Tribut ans noch kalte Öl. Bald meldet Öldruckmesser Bereitschaft zu härteren Gasstößen, schnarrend bellt Guzzilla ihr Ungestüm in die bebende Umgebung.

Guzzilla ist eine Moto Guzzi. Eine Dynotec-Renn-Moto-Guzzi. Und eigentlich vom Prinzip her ein seltsames Motorrad. Ihre Kurbelwelle rotiert längs zur Fahrtrichtung, ebenso die Getrieberäder und -wellen, schließlich auch der Kardan. Kippmomente um die Längsachse sind so beim Hochdrehen programmiert, zudem bauen Motor und Getriebe lang, Kardanwelle und Schwinge beim gewünscht kurzen Radstand zwangsläufig kurz, was gerade bei einem kräftigen Motorrad für deutliche Antriebsreaktionen bürgt. Dazu bringt der Antrieb per Kardan hohe ungefederte Massen ans Hinterrad und macht eine Anpassung der Übersetzung eher schwierig.

Nicht die beste Basis für ein Rennmotorrad, zumindest aber Garant für ein paar Umwege mehr auf dem Weg nach Olympia. Und solche Widrigkeiten versprechen eine überaus reizvolle Aufgabe: Erfolge zu erzielen trotz offensichtlicher Nachteile, das scheinbar Unmögliche möglich machen. “Mister Guzzi” Jens Hofmann, Techniker, Tuner und Tausendsassa bei Dynotec im rheinland-pfälzischen Flörsheim und außerdem Rennfahrer, wagte sich heran und erschuf einen Underdog, der seine Welt erzittern lässt

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Gasstoß um Gasstoß schnauft Guzzilla freier, ein Display im Cockpit signalisiert eine stetig kürzer werdende Einspritzzeit, offenbar kommt ihr V2 auf Betriebstemperatur. Nach kurzer Zeit läuft sie rund, reagiert gierig auf den Dreh am rechten Lenker. Aufsitzen und akklimatisieren, denn als Renner und Einzelstück passt Guzzilla dem Jens und seinem Fahrstil wie angegossen, wogegen krumme wie große Füße ein bisschen Gewöhnungszeit brauchen. Ansonsten sitzt man perfekt, Lenkerposition, Tankform und Sitzbank formieren eine wahre Spielwiese für den Sportfahrer.

Guzzilla ist mit Sicherheit eine er aufregendsten Guzzi der Welt. Fans kennen sie und ihre Ahnen aus deutschen und europäischen Twin-Meisterschaften, wo Jens sie erfolgreich um die Kerbs treibt. Wie ein Altar aus Aluminium dominiert der Motor ihre Erscheinung, schließt souverän jeden Zweifel an der Familienzugehörigkeit aus, streckt stolz die zweiventiligen Rundköpfe in die Luft.

Ursprünglich entstammt das Kraftwerk – Zugeständnis an die aktuelle Modell-Palette – der sporttouristischen V11. Aber drumherum blieb nichts beim alten. Das Chassis, die Silhouette, die Anbauteile – während er vielen Entwicklungsjahre entstand quasi ein eigenes Motorrad um den gewaltig modifizierten V2.
Erster Gang oben – ein Muss für die Rennstrecke, aber schwer zu realisieren beim Serienschaltgestänge. Das und wie es geht, symbolisiert zugleich das Wesen des Guzzi-Baukastens. Das fünfstufige Schaltwerk selbst entstammt der vierventiligen Daytona, beherbergt in Form einer Kulissenwalze der ehrwürdigen V7 Sport den Schaltschema-Kniff. Richtig gelesen, ein Bauteil aus den frühen siebziger Jahren passt reibungslos in ein zwanzig Jahre jüngeres Getriebe. Diese unerschütterliche Beständigkeit zeugt von verschiedenen Aspekten der Guzzi-Geschichte: von entwicklerischer Schwerfälligkeit oder einfach von mangelnder Finanzkraft, aber auch von Einfallsreichtum und Improvisationsstärke. Nicht unbedingt Bürge für ein State-of-the-Art-Image, aber sicher für einen legendären Ruf.

Noch sind die Michelin-Slicks kalt, Gemächlichkeit ist angesagt. Zeit zur Betrachtung der feinen Dinge. Erstaunlich niedrige Handkräfte am Gasgriff etwa oder verblüffend kurze Schaltwege und dennoch niedrige Fußkräfte. “Nur ans Gaslupfen denken und dabei den Gang ohne Kupplung reindrücken.” ZL zögerliches Schalten fordert Tribut in Form starker Reaktionen. Gewusst wie, flutschen Gänge und Lastechsel dagegen fast reaktionsfrei, beinahe gespenstisch gut. Qualitäten, zu denen der Motor passt.

Luftgeküh[t, mit recht zahmem Hub-Bohrungs-Verhältnis und umständlichem Ventiltrieb, bildet auch er nicht gerade die ideale Basis für kinderreiche Pferdezucht. Fünf Millimeter mehr Bohrung peppen schon mal den Hubraum auf, selbst gefertigte Kolben und heftig überarbeitete Köpfe machen den Brennräumen Feuer, eine Nockenwelle aus Eigenproduktion den Ventilen. Die modifizierte Einspritzung (siehe auch MOTORRAD 21/2000) kultiviert die Leistungsabgabe, angesaugt wird in einer äußerst voluminösen, von Heru realisierten Kohlefaser-Airbox, entsorgt dann via respektgebietender Krümmeranlage und bildschönen SR-Racing-Schalldämpfern.

123 PS bei 8900/min, 118 Newtonmeter bei 6500/min. Der V2 drückt mächtig, aus niedrigen, mittleren, hohen Drehzahlen, jederzeit gut dosierbar und schön gleichmäßig. Ans Wunderbare grenzt, dass er kaum einmal spürbare Vibrationen äußert, beinahe so kultiviert läuft wie ein Sechszylinder. Vehement schiebt er die Guzzi in Richtung Bremszone, ankern, lösen, Scheitelpunkt passieren, rausbeschleunigen – faszinierend harmonisch verläuft die Koordination der Aktionen, formiert sich die Kurvenfahrt zu einem Traumerlebnis.

Wie ein Energiestrom durchfließt die Arbeit des Motors den Fahrer, schließt ihn quasi in einen Erlebnisstrudel ein, der seine Kraft aus dem bezieht, was in den Brennräumen als Explosion stattfindet, über allerlei mechanische Umwege Vortrieb wird. Geräusche, geformt aus rauchender Resonanz am Lufteinlass und den rhythmischen Schlägen der Verbrennungen. Dazu die Kräfte, die am Fahrer stoßen und zerren, mal fast wie im freien Fall, mal kurze, harte Bewegungen, erzeugt vom Asphalt und vom Fahrtwind. Kurz: Motorrad fahren.

Nur wenige Motorräder bringen das so geballt rüber wie Guzzilla. Und nur wenige verhalten sich dabei so vorbildlich. Die Macht des Triebwerks stets präsent, zieht sie ihre Bahn in beispielloser Manier, macht nur – und wirklich nur – was der Fahrer ihr befiehlt, Kennt keine Aufstellmomente beim Bremsen, will keinen weiten Bogen fahren beim Herausbeschleunigen. Widersetzt sich keiner Schräglagenkorrektur, zieht einfach immer den vorgegebenen Strich. Wirklich ein tolles, fast geniales Fahrwerk, das alles gut kann und in Schräglage beispiellos funktioniert.

“1993 hab’ ich meine erste Daytona gekauft. Bin einmal die Straße rauf und runter und dann direkt in die Werkstatt. Flex her und Lenkkopf abgeschnitten.” Ein Mann der Tat, der Jens. Schon damals hatte der Radikalschnitt das Ziel, die Einheit aus Rahmen und Motor kompakter, dafür die Schwinge länger zu gestalten. Es folgte eine Entwicklungsgeschichte, in deren Verlauf nicht nur die vielleicht stärksten Guzzi überhaupt entstanden – die Vierventiler drückten am Ende 164 PS -, sondern auch die mit den besten Fahrwerken. Über Umwege trug witzigerweise BMW dazu bei, denn Hofmanns Freund Andreas Fröse schrieb dort eine Diplomarbeit zum Thema “Stabiler Zentralrohrrahmen”. Was die Bayern theoretisch interessierte, setzten Fröse und Hofmann in die Realität um, garnierten das neue Chassis mit einer langen “Bananenschwinge” von Alu-Künstler Martin Sauer.

Ein gewaltiger Schritt vorwärts, doch damit nicht genug: Jedes Training, jeder Renneinsatz war gleichzeitig Experiment, unermüdlich entwickelte Hofmann, tüftelte die beste Fahrwerksgeometrie aus, die am besten geeignete Momentabstützung am Kardan, die ideale Motorkonfiguration und -position, dazu Kennfelder, Ergonomie, sogar ein wunderschönes Design. Mit einem Ergebnis, auf das so mancher große Hersteller stolz sein könnte. Jens Hofmann hat ihn geweckt, den Geist in der Maschine. Mit Ehrgeiz und Know-how, in einer Art und Weise, die ganz Mandello schamesrot im Comer See versinken lassen könnte, Vielleicht gibt ein Motorrad wie die Guzzilla ja wichtige Impulse, um Moto Guzzi, unter Regie des Giganten Aprilia, zu neuem Glanz zu führen.

VORFAHRT – Dynotec Guzzilla V13

Artikel aus Custombikes 2003 – Bikers Live Sonderband 10 erschienen Dezember 2002

von Stephan H.Schneider

VORFAHRT

DIE DESIGN-STUDIEN von Moto Guzzi wurden allgemein als der emotionale Höhepunkt der letzten Intermot bewertet. Die Visionen der Italiener sind aber eigentlich bereits Vergangenheit. Dafür haben wir in die Zukunft geschaut.
MAN KÖNNTE GLAUBEN, Ivano Beggio wußte gar nicht, was er da kaufte, als Aprilia die vor sich hin siechende Firma am Comer See übernahm. In erster Linie wollte er seinen noch immer mit dem Image des Moped-Konfektionärs behafteten Konzern mit einem traditionsreichen Namen schmücken. Daraus macht er auch nach wie vor keinen Hehl. In zweiter Linie hatte er, wie fast alle Verantwortlichen der Motorradindustrie, den beispiellosen Wiederaufstieg Harley-Davidsons vor Augen. „Wir machen Moto Guzzi zum europäischen Anbieter für traditionelle Cruiser”, eröffnete er damals im Interview. Doch schon kurz darauf verwies er voller Stolz auf die ehemals große Innovationskraft in Mandello, wo man vom kleinen Zweitakter für Gartenfräsen bis zur legendären V8-Rennmaschine, die inzwischen überall rumgezeigt wird, alles gebaut hatte. In seiner übers Internet verbreiteten Erklärung betonte er nun, „die in der Motorradgeschichte einmalige Stellung von Moto Guzzi” fortzuführen. Ivano scheint wohl erst nach der Unterschrift einmal durch’s Werksmuseum gegangen zu sein. Immerhin steht in Mandello der erste Windkanal für Motorräder, experimentierte man bereits in den 60er Jahren mit elektrischen Benzineinspritzungen, bot in den 70ern das erste große Serienmotorrad mit Automatik und das bis heute verwendete Integralbremssystem an. Doch der damalige Eigner Alessandro De Tomaso ließ das Werk zugunsten seiner Sportwagenschmiede praktisch ausbluten. Investiert wurde kaum, den Rest besorgten Dauerstreiks der Arbeiter.Nun also soll der Adler wieder fliegen lernen, soll für emotionsgeladene Motorräder mit anspruchsvoller Technik stehen. Mit der neuen „Griso” geht es angeblich bald Ios, und die MGS/01 scharrt schon mit den Hufen. So schön Letztere – trotz der Nase vom Aprilia-Roller – anzuschauen ist, die Idee dahinter hatten schon andere. Guzzi macht’s wie viele Hersteller, die Trends aus der Custom-Szene und Visionen von kleinen Schraubern für die Serie adaptieren. Der Serien-Fighter Triumph Speed Triple ist dafür wohl das typischste Beispiel.
Und so wurde Jens Hofmann nach der Intermot-Enthüllung denn auch von Freunden am Telefon ironisch gefragt, ob er sein Motorrad schon in rot gesehen hätte. Das mag zunächst etwas weit her geholt sein, eine Begebenheit vom Guzzi Treffen zum 80. Geburtstag relativiert das aber. „Als wir mit unseren Motorräder donnernd ankamen,” schmunzelt Jens, „schauten ein paar Guzzi-Mitarbeiter aus dem oberen Stockwerk, und einer deutete sofort auf meine Blaue.” Gleich darauf stürmte eine ganze Horde Wichtiger mit Fotoapparaten, Bandmaß und Notizblöcken zur Guzzilla. Alles wurde vermessen, jedes Detail fotografiert. Bis die „Spionage” einem Engländer zu bunt wurde, er einen der Guzzisten anraunzte und auf das Werkstor deutete: „Hey bastard, go in and do your work!” Dabei ist die Version mit Straßenzulassung die ältere Generation. Die wahre Evolution ist bereits einen Schritt voraus. Jens vertritt seit jeher die Ansicht: „Wir entwickeln da weiter, wo Moto Guzzi aufgehört hat.”Angesichts der Carbon-Fratze mit den dreieckigen Nüstern, die in der Werkstatt lauert, zweifelt man daran nicht. Was so dubios ausschaut, mit den zwei Henkeln über der Stummellenker, ist ausgefeilte Aerodynamik. Dafür bürgt Clemens Driesch, dessen Firma CFP im pfälzischen Neustadt unter anderem die Maschinen von Ralf Waldmann einkleidete, die Langstreckenrennwagen von Audi und die DTM-Mercedes formt. Das spektakuläre Design gestaltete Udo Kopf. „Unser Ramair hat bei Tempo 250 mit offener Drosselklappe noch 8 mbar und bei geschlossener 26 mbar Staudruck”, erklärt Jens. „Das zeigt, wie effektiv es arbeitet.” Ein ausgeklügelter Ansaugschlund ist heute das A & O – die Airbox der Renn-Guzzilla hat 46 Liter Volumen! Offene Ansaugtrichter aus poliertem Alu sind also passé. Hinzu kommt die gesteigerte Windschlüpfigkeit durch die Nase, die den Piloten bestens in das Gesamtsystem integriert. Tests im Windkanal beweisen: Selbst Supersportler wie die Yamaha R1 oder die Ducati 916 wurden ohne Fahrer gestaltet, man glaubt es kaum. Als würde das Bike alleine fahren können. Jedenfalls freut sich Jens Guzzman: „Zu Beginn der letzten Rennsaison wurden wir von den Ducs und anderen ziemlich abgeledert, aber jetzt sind wir wieder dran!” Warum keine Vollverkleidung? „Den Vierventil-Guzzis wird’s ziemlich warm ums Herz, deshalb wurde auch die Vollverkleidung der ersten Daytona revidiert. Unsere Konstruktion ist so geformt, daß ihre Unterseite zusätzlich Kühlluft an die Zylinder führt.”Dieser Motor kehrt ja in der Griso zunächst zurück. Ob die zukünfige Sport-Guzzi dann von der Neukonstruktion mit projezierten 1400 ccm angetrieben wird, muß sich zeigen. Das Dynotec-Kraftwerk hat 1000 bis 1300 Kubik, je nach Aufbau. Die Ausnutzung der Spannbreite erfordert aber nicht bloß dickere Zylinder und entsprechende Kolben. So hat die Kurbelwelle 80 oder 82 mm Hub – eine mit 86 mm liegt schon bereit … In jedem Falle traktieren sie Carillo-Pleuel, und die Köpfe sind stark überarbeitet. Unter anderem wurde beim Renner der Ventilabstand 1,5 mm vergrößert, damit es nicht mehr zu Rissen zwischen den Bohrungen kommt. Schweißarbeiten verstärken übrigens auch das Gehäuse, zum Beispiel an der alten Verteilerbohrung, die schon lange nicht mehr da zu sein bräuchte. Denn Guzzis haben ja schon länger elektronische Steuerung und werden serienmäßig über eine Benzineinspritzung gespeist. Hier tut aber eine von Moto Spezial mit Dynotec-Programm und 58er Drosselklappen Dienst. Seinen schlechten Atem wird das Monster los durch einen Eigenbau-Auspuff mit knuffigem Ende – Dank großer Schalldämpferbox unterm Getriebe.Beide Guzzillas haben den gleichen Fahrwerksaufbau, mit einem einzigen dicken Rohr als Zentrum. Es ist kein Geheimnis, daß die möglichst direkte Verbindung vom Lenkkopf zur Schwingenaufnahme die beste ist, wofür die Einbaulage des V-Motors ideal den Weg freimacht. Jens bestätigt: „Guzzi liegt mit seinem Einrohrrahmen wie an der V11 eigentlich absolut richtig. Aber die Ausführung im Lenkkopfbereich und vor allem an der Schwingenlagerung ist unvollkommen.” Deshalb ändert er bei Kundenaufträgen die Serienrahmen mitunter erheblich. Bei seinen eigenen Projekten hat Jens erst gar keine halben Sachen gemacht und alles selbst gebaut. Jetzt steht der Lenkkopf drei Grad steiler und ist 60 mm kürzer. Eine Öhlins-Gabel ist ‘state of the art’, und die massive Schwinge ist ein Entwurf von Jens, der vom Spezialisten Sauer verwirklicht wurde: „So perfekt wie der schweißt keiner.” Sie lenkt direkt ohne weitere Hebelei das Öhlins-Zentralfederbein an. Eine dicke Kolbenstange sorgt für maximale Ölverdrängung damit für hervorragende Abstimmbarkeit. Umlenkmechanismen sind weniger effektiv. Und schließlich rollt alles sicher auf Rädern von PVM, die auch die Bremsen dazu liefern.In Zukunft wird die Aerodynamik der Motorräder – ihr Hauptnachteil gegenüber Autos – wesentlich über die Gestalt entscheiden. Damit ist aber nicht nur weniger Luftwiderstand und effizienter Abriß bei Topspeed gemeint, sondern auch die Wirkung auf den Fahrer, die Ansaugluftführung und effektive und widerstandsarme Kühlung. In dem Punkt hinken die Großserienhersteller kleinen Buden überraschend hinterher.

 

 


 

Guzzilla – 158bhp (english)

Artikel aus Performance bikes

Guzzilla

Dynotec Moto Guzzi
158bhp, 105lb-ft, 168kg – from a Guzzi – what?
von Olly Crick

GERMANY’S Moto Guzzi tuning specialist, Dynotec, have produced a bike so engineeringly raw it’s undeniably and exceptionally cool. It bristles with technical innovations and clever solutions to making a bloody fast bike from a lumpen V-twin motor that’s been all but obsolete since the mid-1970s.
PB met Guzzilla at Hockenheim, which isn’t the circuit it used to be. Gone is the famous forest section, replaced by a long left hander. This is worthy of note because there’s no starter on this Guzzilla (one of nine that currently exist). You fire it up using a pit lane engine starter, MotoGP-style, and I’m terrified of stalling this high-compression monster on the tight hairpins that link it to the old track. Not just because there’s no way of starting it again, but also because I’m really scared of dropping it as the revs die away on the slow apexes.
Dynotec began making Guzzillas in 1995 and continually develop more ideas for them. If you want one, they cost between 25,000 and 45,000 euros, depending how high a specification (and how much road kit) you choose.

The engine,originally a 1000cc unit from a Guzzi Daytona, is bored out to take 100mm diameter pistons. With a new 82mm stroke crankshaft, the capacity is hiked to 1288cc. To help the airflow keep up, 5mm larger inlet and exhaust valves have been slotted in. Dynotec fit their own special camshafts and a Sachs racing clutch. The extra stresses induced by all this mean the crankshaft requires bigger front bearings than stock, the pistons need stronger Carillo conrods and Dynotec’s own uprated oil pump is fitted to stop everything disintegrating. The resulting lump makes a claimed 158bhp at 8400rpm and 105lb-ft at 6600rpm.
To force the maximum volume through the ram-air system (48 litres), the carbon fibre seat unit doubles as the airbox. The front bodywork, also carbon, channels air through the front hoops, straight into it.
The Moto Spezial fuel injection is hidden behind the side panels. The software it uses was developed on the Dynotec dyno. It’s a closed loop system, so it’s clean and efficient, too. The exhaust is also bespoke and carefully developed. There’s a straight through 60mm diameter option that eliminates the bulky collector under the gearbox and releases another 5bhp. The front tubular sections are made from titanium, the rest are stainless steel.
The completely new steel chassis is hand built by Dynotec. The original Daytona item wasn’t suitable or strong enough for Guzzilla’s requirements. The new chassis has a 7cm taller seat height than the Daytona and a claimed 270 per cent stronger braced headstock. The head angle is 23.6 degrees and the wheelbase 1420mm, which makes Guzzilla’s dimensions as sharp as an R6 and as long as a Mille R. The Dynotec aluminium swingarm is shorter than most at 480mm (a CBR600RR is 580mm), but Guzzilla feels stable at any speed.

Front brakes and both wheels are PVM. Calipers are top spec with titanium pistons, while magnesium wheels save unsprung weight and enhance the handling. The rear brake is a tiny PVM caliper off 125cc GP bike and a Dynotec 180mm disc, but with so much engine braking, a rear disc is hardly necessary.
The bike weights 168kg with everything bar petrol and is suspended by Öhlins front and rear. Dynotec worked closely with the swedish firm to ensure the suspension is just right and have mounted the rear shock without a linkage. Lots of wheel travel and shifting more oil improves damping, they say. The front ‘superbike’ forks come with a similar set-up to that used in the German superbike series. And it’s works. Initial nerves are helped by slipping the clutch through those tight hairpins until I get used to it. The steering feels heavy to start with but the traction out of corners is phenomenal. The racing pattern l-up, 4-down gearbox made a fool of me a couple of times, but once the bike had my confidence I wanted one, and still do. Giving full power on the straights and tucking in behind the long fairing, you can feel every single throb of the engine. The sound it makes is indescribable, so I won’t even try.

But it’s not perfect and that’s what I Iike about it, it has loads of character. It still sways like any other Guzzi when you rev it, it’s too tall and doesn’t feel like anything else. The raw unpainted metal on view is great. And it says Guzzi down each side. Spend an hour on www.dynotec.de and see if you feel the same. OC